Der Ablauf der Alpidischen Gebirgsbildung in den Ostalpen wird anhand von fünf
Entwicklungsstadien dargestellt. In den Blockbildern ist die Dicke der
Sedimentgesteine gegenüber jener der übrigen Kruste stark
überhöht, um die dort ablaufenden Bewegungen besser sichtbar machen zu
können. Die zeitlich entsprechenden paläogeographischen Übersichten
und die jeweilige plattentektonische Situation der Erde finden sich bei der
Entwicklungsgeschichte im Mesozoikum ab der Trias.
Der Rand von Pangäa zum Tethys-Ozean bildete als passiver Kontinentalrand den Untergrund
des Alpinen Schelfs. Die im Perm gedehnte Lithosphäre kühlte in der Trias langsam
ab und ermöglichte die Ablagerung mächtiger, überwiegend kalkiger
Sedimentgesteine. Im Nordwesten befand sich eine größere Insel, die als
Vindelizisch-Böhmisches Land bezeichnet wird.
Später Jura - vor ~ 150 Millionen Jahren
Im Jura öffnete sich der Penninische Ozean durch die Ostbewegung Afrikas
(„Gondwanas“) mit dem damit verbundenen „Adriatischen Sporn“
gegenüber Laurasia. Dadurch teilte sich der Alpine Schelf in den Helvetischen und
Adriatischen Schelf zu beiden Seiten des neuen Ozeans. Gleichzeitig begann die
Schließung des Tethys- Ozeans. Dabei wurden Teile von ozeanischer Lithosphäre auf
den Rand des „Adriatischen Sporns“ obduziert. Im spätesten Jura bildete
sich eine Seitenverschiebung innerhalb des „Adriatischen Sporns“.
Frühe Kreide - vor ~ 110 Millionen Jahren
Der Penninische Ozean verbreiterte sich in der Kreide durch fortgesetzte Neubildung
ozeanischer Kruste. Aus der im Jura angelegten Seitenverschiebung entwickelte sich eine
Plattengrenze, an welcher der nördliche Teil des „Adriatischen Sporns“
unter den südlichen abtauchte. Dabei wurden Sedimentgesteine von der nördlichen
Platte abgeschert und formten als Decken gestapelt den frühen Orogenkeil. Der
größte Teil dieser Platte wurde subduziert und metamorph. Vor knapp 90 Millionen
Jahren bildeten sich Eklogite in mehr als 50 km Tiefe.
Späte Kreide - vor ~ 85 Millionen Jahren
In der späten Kreide lösten sich von der weiter subduzierten
Lithosphärenplatte große Stücke der kontinentalen Kruste und stiegen als
Decken aus metamorphen Gesteinen zur Oberfläche auf. Gemeinsam mit weiteren
Sedimentgesteinen wurden sie in den Orogenkeil einbezogen. In der späten Kreide ragten
bereits Teile des Orogenkeils als Inselketten aus dem Meer. Um 85 Millionen Jahre vor heute
trat erstmals ozeanische Lithosphäre des Penninischen Ozeans in die Subduktion ein und
es entwickelte sich ein Akkretionskeil aus Sedimenten des Ozeanbeckens.
Spätes Paläogen - vor ~ 30 Millionen Jahren
Nach der Schließung des Penninischen Ozeans kam es zur Kollision der Kontinente. Der
Orogenkeil wurde weit über den Rand des „Alten Europa“ überschoben,
wobei Teile des penninischen Akkretionskeils und Sedimentgesteine vom Helvetischen Schelf
als Penninikum beziehungsweise Helvetikum eingebaut wurden. In tief versenkten Stücken
der europäischen kontinentalen Kruste entstanden wiederum Eklogite. Ab 40 Millionen
Jahren vor heute riss die seit der Kreide subduzierte Lithosphärenplatte ab. Dadurch
erfolgte eine rasche isostatische Hebung, die zur Bildung der Alpen als Gebirge führte.
Gleichzeitig verursachte das Aufdringen der Asthenosphäre Schmelzbildung, die zu
Intrusionen und Vulkanismus führte. Die Auflast des Orogenkeils auf der
Europäischen Platte drückte diese nach unten, wodurch das Vorlandbecken mit dem
Molassemeer entstand. Sedimente vom Südrand des Vorlandbeckens wurden bis ins Neogen in
den Gebirgsbau einbezogen.
Grafiken stehen für Unterricht und Lehre zur Verfügung.